„Mission Bahnstation“ treibt Reaktivierung der Bahnlinie an

11. Dezember 2021

Dank der Initiative von Paul Hettler, Vorstandsmitglied der SPD Dinkelsbühl, fand am 5.12.21 in Nördlingen ein überparteiliches Gespräch zur geplanten Reaktivierung der Bahnstrecken zwischen Dombühl und Nördlingen bzw. zwischen Nördlingen und Gunzenhausen statt. Zunächst war von der Wassertrüdinger Initiative „Verbindung zwischen Freunden“ eine Veranstaltung zur Nikolausfahrt am 5. Dezember in Oettingen geplant, zu der u.a. Eva Lettenbauer (Landesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern, Landtagsabgeordnete Schwaben), Christoph Schmid (SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Donau-Ries) und Thomas Heydecker (SPD-Bürgermeister Oettingen) als Rednerin und Redner eingeladen waren. Aufgrund der Corona-Lage wurde die Veranstaltung aber eine Woche zuvor abgesagt, konnte jedoch zumindest durch das Treffen in kleiner Runde im Nördlinger Rathauscafé ersetzt werden. Damit wollte die Initiative „Mission Bahnstation“ ihre öffentliche Wahrnehmung im Landkreis Donau-Ries stärken und parteiübergreifend Befürworterinnen und Befürwortern eines Bahn-Ringschlusses in der Region zu einem Austausch an einen Tisch bringen.

Nach einer kurzen Einführungsrunde zur Sachlage von Pressesprecher Paul Hettler und einer Vorstellungsrunde der Anwesenden kam es zu einem sehr regen Gespräch. Dabei teilte jede Person den eigenen Kenntnisstand und ihre Sicht zur Lage der Bahnreaktivierung mit. Bernd Lober als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Dinkelsbühl erläuterte den politischen Diskurs im Landkreis Ansbach, gefolgt von Ausführungen Paul Hettlers zu einigen technischen Details zur Bahnstrecke und den Streckeninhabern. Auf Seite des Landkreises Donau-Ries wurden die anwesenden politischen Vertreterinnen und Vertreter dazu aufgerufen, sich mit den Kommunalpolitikern der einzelnen Gemeinden entlang der Bahnstrecke zu verständigen.

Christoph Schmid erläuterte, dass die Kommunen sehr unterschiedlich Stellung zur Bahnreaktivierung beziehen und dass besonders in Gemeinden mit bisher gutem Busanschluss die Zustimmung für eine Bahnlinie eher verhalten ist. Rita Ortler warf in diesem Punkt ein, dass die Initiative sich daher auch stärker mit den politischen Ortsverbänden einzelner Kommunen in Verbindung setzen und einen Austausch herstellen müsse.

Besonders gilt es den Gemeinden zu vermitteln, dass sie sich bei den Sanierungskosten nur geringfügig beteiligen müssen, so Eva Lettenbauer. Nach den neuen Gesetzesvorgaben der bayrischen Staatsregierung werden die Bahnübergänge vom Freistaat übernommen, was ein positives Signal an alle Gemeinden entlang der Bahnstrecken ist. Sie zitierte die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer, dass es für Bahnreaktivierungen ein notwendiges Signal der Geschlossenheit aus der Region geben müsse. Als Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Donau-Ries sicherte sie der Initiative zu, selbst ein Signal aus der Region zu senden und als Angehörige der Opposition die Petition im Landtag einzubringen. Sie ist somit die Vertreterin der Petition für den Landkreis Donau-Ries, während Landtagsabgeordneter Alfons Brandl von der CSU als Regierungsmitglied und Vertreter des Wahlkreises Ansbach die Petition im Landtag begleitet. Neben dem Termin zur Petitionsübergabe am 26. Januar 2022 im Verkehrsministerium mit Kerstin Schreyer und Alfons Brandl soll es nun noch einen weiteren Termin mit der Staatsministerin und Eva Lettenbauer geben. So wird sichergestellt, dass die Problematiken im jeweiligen Landkreis nacheinander besprochen werden und es etappenweise zum Erfolg der Streckenreaktivierung kommt.

Mona Stetter aus Feuchtwangen stellte die Bedeutung der Bahnreaktivierung aus ihrer Sicht als sechzehnjährige Schülerin ohne Führerschein dar. Für die Fortbewegung in der Region setzten die meisten ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler nicht auf den Bus, sondern lassen sich von Ihren Eltern in die nächstgrößeren Städte fahren. „Busse sind einfach nicht so attraktiv wie Züge und werden kaum benutzt“, sagte sie in die Runde und bezeugte die Aussage mit ihrer Anfahrt am selben Tag mit dem Bus von Feuchtwangen nach Dinkelsbühl. Diese Sichtweise werde bei erwachsenen Menschen mit Führerschein oftmals übersehen. Zudem seien aus ihrer Perspektive Bahnreaktivierungen besonders dort erfolgreich, wo ein Konzept für den Zubringerverkehr ausgearbeitet wurde.

Katharina Bucher von der Initiative „Verbindung zwischen Freunden“ verdeutlichte die Problematik in der verbreiteten politischen Denkweise, indem sie die Ausgaben für den ÖPNV als einen Kuchen darstellte. Es gelte die Meinung, dass jedes Stück des Kuchens entweder für den Bahn- oder den Busverkehr gerecht aufgeteilt werden müsse. Daraus entstünde ein Konkurrenzdenken zwischen den beiden öffentlichen Verkehrsmitteln, obwohl in der Realität „kein Kannibalismus zwischen Bus und Bahn“ herrsche, so Katharina Bucher. Der Kuchen müsse nicht nur aufgeteilt, sondern könne durch ein breiteres ÖPNV-Angebot auch vergrößert werden.

Rita Ortler ergänzte dieser Darstellung, dass es bei einem größeren ÖPNV-Angebots außerdem zu einer Reduktion des Individualverkehrs und somit zu einer Entlastung der Straße kommen werde. Auf Anraten von Rita Ortler wurde für das Ende der Petition die Petitionsübergabe am 26. Januar 2022 statt, wie ursprünglich angedacht, der 13. Dezember 2021 festgelegt. Grund hierfür ist, dass die Initiative in Nördlingen und den Anliegerkommunen erst noch Fuß fassen muss.

Teilnehmende:
Rita Ortler (2. Bürgermeisterin von Nördlingen, SPD-Kreisrätin)
Christoph Schmid (Bundestagsabgeordneter für Donau-Ries, SPD)
Eva Lettenbauer (Landesvorsitzende der Grünen, Landtagsabgeordnete für Donau-Ries)
Paul Hettler (Mitbegründer und Pressesprecher von „Mission Bahnstation“, Vorstandsmitglied SPD Dinkelsbühl)
Mona Stetter (Mitglied der Grünen Feuchtwangen, Mitbegründerin von „Mission Bahnstation“)
Bernd Lober (1. Vorsitzender SPD-Ortsverein Dinkelsbühl)
Thorsten Müller (Mitglied Vorstandschaft CSU-Ortsverein Wassertrüdingen, „Verbindung zwischen Freunden“)
Katharina Bucher (Fraktionsvorsitzende der SPD Wassertrüdingen, „Verbindung zwischen Freunden“)

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